Gestern war es dann soweit: der letzte Tag der Exkursion war angebrochen. Gemütlich machten wir uns vormittags auf den Weg nach Taipeh, aber das nicht ohne einen ausgiebigen Zwischenstopp in Pinglin, der inoffiziellen Teehauptstadt Taiwans. Dort genossen wir noch einmal den Taiwanesischen grünen Tee bei einem tollen Ausblick auf den Fluss Beishi.
Danach ging es weiter und in Taipeh angekommen, hieß es nun “Tschüss” sagen. Das war gar nicht so einfach, da sich in den zwei Wochen eine sehr harmonische Gruppendynamik entwickelt hatte. Aber zum Glück sehen wir uns in Münster ja wieder!
Hat es sich gelohnt, an dieser Exkursion teilzunehmen und die weite Reise anzutreten? Auf jeden Fall!! Die Eindrücke, die wir in den vergangenen zwei Wochen gesammelt haben, wird niemand von uns so schnell vergessen. Geprägt von besonderen Momenten, wie dem Sonnenaufgang auf dem Mount Lulin, das Schnorcheln in Kenting und der Besuch des Taroko Nationalparks (um nur ein paar Highlights zu nennen) ist nun eine spannende und interessante Zeit vorbei. Ohne die tolle und aufwendige Organisation wäre das alles nicht möglich gewesen, wofür wir Exkursionsteilnehmer*innen uns an dieser Stelle noch einmal bedanken möchten!
Zurück in Deutschland heißt es jetzt erstmal Jetlag auskurieren, Sonnenbrände verpflegen, wieder mit Messer und Gabel essen und mitgebrachte Gewürze und Tees ausprobieren!
Heute, am letzten ganzen Tag unserer Exkursion, ging es noch einmal ins Gelände. Professor Teng-Chui Lin gab uns eine Führung durch den Fushan Botanical Garden. Mit seinem Wissen über Vegetation, Fauna und Hydrologie vor Ort konnte er uns interessante regionale Phänomene erklären. Zum Beispiel, wie die Ökosysteme hier mit der hohen Anzahl an Taifunen umgehen und gab zu Bedenken, dass das Wissen darüber mit fortschreitendem Klimawandel und dem damit höheren Vorkommen an extremen Wetterlagen auch in anderen Regionen der Welt relevant werden könnte.
Darüber hinaus regte er an, Naturwissenschaften aus einer anderen Perspektive zu betrachten. In eigenen Forschungsprojekten untersuchte er die Beziehung und Abhängigkeit verschiedener Pflanzen- (Birdnest Fern) und Tierarten (Makaken) untereinander und amüsierte sich darüber, dass man so „some juicy gossip about the forest“ herausfinden würde. Schnell merkten wir, dass T.C. Lin ein eher einzigartiger Forscher ist. Er ermahnte uns mehrfach immer unsere „curiosity“ aufrecht zu erhalten und eigene Forschungsprojekte zu verfolgen.
Nach dem Mittagessen (wie in Taiwan üblich, um Punkt 12 Uhr!) trafen wir uns noch einmal im Seminarraum um das letzte Referat von Hanna über die Hauptstadt Taipeh zu hören. Darauf folgte eine Abschlussbesprechung, in der wir unsere Eindrücke von der Kultur und Natur des Landes austauschten und unsere Exkursion ein wenig Revue passieren ließen. Im Laufe des Tages kam eine unvermeidbare Abschiedsstimmung auf und die Exkursionsteilnehmer*innen genießen nun den letzten Abend in Fushan.
Morgen treten wir dann die letzte Autofahrt zurück nach Taipeh an, von wo aus manche direkt am Abend zurück nach Deutschland reisen, während einige noch Asien weiter bereisen werden.
Nach einem weiteren reichhaltigen, traditionell taiwansischen Frühstück, mussten wir von Shih-Chieh Chang und den beiden Studierenden Abschied nehmen, da es für uns weiter nach Fushan ging. Auf dem Weg besuchten wir den Taroko-Nationalpark und wanderten bei strahlendem Sonnenschein den Shakadang Trail. Der Taroko-Nationalpark ist der älteste und am zweithäufigsten besuchte Nationalpark Taiwans. Für die Naturschutzbewegung hatte die Erschließung des Nationalparks eine große Bedeutung, da diese auf ein gesteigertes Umweltbewusstseins Taiwans hinwies. Die Schluchten und Steinfelswände sind sehr imposant und kennzeichnend für den Taroko-Nationalpark. Der Shakadang Trail ist für seine ausgeprägten Gesteinsfaltungen und die reichhaltige Vegetation am Flussufer bekannt und beeindruckte uns alle.
Nach einer kurvenreichen Autofahrt entlang der wunderschönen Steilküste Osttaiwans erreichten wir pünktlich unser Ziel, den Fushan Botanical Garden. Zum Abschluss des Tages erhielten wir eine Einführung in die Kunst der taiwanesischen Schreibweise am Computer von Professor Teng-Chui Lin. Für uns hört es sich genauso kompliziert an wie es ist. Dennoch war es sehr interessant und unterhaltsam, da Professor Lin das Ganze mit viel Humor verpackte. Nachhaltig beeindruckt von der Komplexität des Schriftsystems lassen wir nun den Abend gemütlich ausklingen.
Nach einer sehr bequemen Nacht und einem mehr als reichlichen Frühstück in unserer Unterkunft, haben wir uns noch einmal Fahrräder ausgeliehen. Heute sollte es aber nicht in die Mangroven gehen, sondern in einen Wald mit vielen endemischen Arten. Dieser wurde im Zuge eines Bewaldungsprojektes angelegt. Verschont vom Regen, aber nicht von der extremen Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit, radelten wir also gemeinsam mit Shih-Chieh Chang (einem Professor an einer nahen Uni), einem Master- und einer PhD Studentin los. Auf dem Weg zum Tower erklärte uns Shih-Chieh noch etwas zu dem Reisanbau, der hier (oft biologisch) auf kleinen Feldern von Farmern betrieben wird und klimatisch bedingt zwei mal im Jahr geerntet werden kann. Dann ging es weiter in den Wald. Nachdem der Zuckerrohranbau nicht mehr lukrativ genug war und daher aufgegeben wurde, pflanzte man hier 2001 mehrere zehntausend Setzlinge Taiwanesischer Baumarten auf etwa 1250 Hektar Land der Zuckerrohrfirma. Hier steht ein weiterer 18 Meter hoher Turm, auf dem ebenfalls Eddy-Kovarianz-Messungen durchgeführt werden, welche Shih-Chieh betreut. Angekommen auf dem Turm genossen wir die leichte Brise und den Ausblick über den Wald auf die Central Mountain Range im Inneren des Landes und die Coastal Mountain Range im Osten. Besonders begeistert waren die geologisch Interessierten unter uns, da hier die Eurasische und die Phillipinische Platte aufeinandertreffen, was man sich anhand des Tals zwischen den beiden Mountain Ranges gut vorstellen konnte. Dass die seismische Aktvität hier sehr hoch ist, bestätigte sich heute durch ein kleines Erdbeben der Stärke 3, dessen Epizentrum hier im Ort lag (von dem aber keiner der Teilnehmer*innen etwas gemerkt hat). Nachdem noch einmal letzte Fragen zu den Messungen geklärt und ein Gruppenfoto gemacht wurde, machten wir uns auf dem Weg zum Zentrum des Parks. Hier wurde uns ein Informationsfilm über die Entstehung und aktuelle Nutzung des parkartigen Geländes gezeigt.
Zurück ging es dann ganz fix und bergab, sodass nach einer kurzen Verschnaufs- und Mittagspause unsere Mini-Konferenz mit den Taiwanesischen Student*innen begonnen werden konnte. Auf dem Programm standen ein Vortrag von Anja zum deutschen Hochschulsystem und von Rune zur Ökosystemforschung in Deutschland, die auf englisch vorgetragen wurden. Anschließend führte uns Bharti in ihre Forschungsarbeit über die Pangoline, auch Schuppentiere genannt, ein. Die Population dieser süßen und etwas merkwürdigen Tiere ist durch Jagd und Angriffe von Straßenhunden stark gefährdet, da die Nachfrage nach ihren Schuppen mit dem Verbot des Elfenbeinhandels in China stark gestiegen ist. Dort wird das Keratin, aus dem die Schuppen bestehen, als vermeintliches Heilmittel unterschiedlich eingesetzt. Abschließend erzählte uns Micky noch etwas über sein Masterprojekt, in dem es um den möglichen Zusammenhang zwischen dem Gesang, dem Körpergewicht und der Höhe des Lebensraum von Vögeln geht. Nach den auf die Vorträge folgenden interessanten Diskussionen war es dann – nach einer weiteren kleinen Pause – Zeit fürs Abendessen. Dazu ging es in den gleichen Laden wie gestern (es war auch einfach super lecker!). Satt und zufrieden geht es heute früh ins Bett. Morgen geht es früh los Richtung Taroko Nationalpark und dann weiter nach Fushan.
Heute fuhren wir früh los, denn wir wussten: der Weg wird lang. Schnell noch Frühstück auf dem Weg besorgt und dann ging es auf der Ostseite der Insel wieder Richtung Norden. Nach einiger Zeit tat sich uns eine unglaubliche Sicht auf den Pazifik auf und wir fuhren stundenlang zwischen Meer und Bergen entlang. Irgendwann brauchten wir eine Abkühlung – gut, dass sich das größte unserer Weltmeere in Reichweite befand. Nachdem wir reinsprangen und uns etwas treiben ließen ging es weiter. Der nächste Halt der Fahrt fand an einem besonderen Monument statt, ein Denkmal, welches den nördlichen Wendekreis, also die Grenze zwischen Subtropen und Tropen, markiert.
Gegen Abend kamen wir an unserem Schlafplatz für die nächsten zwei Nächte an, einem Apartmentkomplex im japanischen Stil. Dafür hat sich die lange Fahrt gelohnt! Am Abend wird noch in gemütlicher Runde Runes Geburtstag gefeiert und morgen geht es wieder mit Fahrrädern los und wir gucken uns zusammen mit Student*innen der Uni Hualien (der größten Stadt im Osten der Insel) lokale Forschungsprojekte an. Mehr dazu morgen!
Heute morgen ging’s mal wieder früh los. Nachdem Professor Klemm persönlich losgefahren ist, um Frühstück (inklusive frischen Kaffee) für die Gruppe zu kaufen, begannen wir den Tag mit einer Wanderung durch den Kenting Nationalpark. Die Professorin I-Ling Lai stellte uns einen Teil der heimischen Tier- und Pflanzenarten vor. Etwa ein viertel aller Arten auf Taiwan ist hier endemisch (das heißt, es gibt sie ausschließlich hier). Eine heimische Tierart, die uns gestern Abend schon zahlreich auf der Straße durch den Nationalpark begegnete, ist der Sikahirsch. Aufgrund seines schönen Fells war er zeitweilig bereits fast ausgerottet, jedoch hat sich die Population durch Nachzüchtungen und Auswilderungen wieder mehr als erholt. Da nach dem Aussterben des Nebelparders nun keine Großprädatoren mehr im Nationalpark leben, können sie sich unkontrolliert vermehren. So muss sich das Nationalparkmanagmenet verschiedene Methoden überlegen, um die Vegetation vor den Hirschen zu schützen.
Ficus benjamina
Die Vegetation – das sind zum Beispiel der Giant Autumn Maple Tree (Bischofia javanica), Kakibäume und die Feige Ficus benjamina, welche an einem sehr besonderen Standort lebt: der verkarstete Boden bildete sich aus Korallenriffen, die vor Millionen von Jahren an diesem Standort existierten und nun trocken liegen. Die Oberfläche und Struktur des Gesteins ließ uns sehr gut nachvollziehen wie es hier damals wohl ausgesehen haben muss. Da der Boden über keine hohe Wasserspeicherkapazität verfügt, bildet Ficus benjamina hier gigantische Hängewurzeln aus, um Wasser und Nährstoffe aus der Luft aufnehmen zu können.
Die „Fairy Cave“ (eine Karsthöhle)
Ein besonderes Highlight der Wanderung war der Besuch der „Fairy Cave“, einer Karsthöhle mit Stalagmiten und Stalagtiten und – sehr großen Spinnen, an deren Anblick wir uns hier aber mittlerweile eigentlich gewöhnt hatten. Jedoch wirkten sie in einer dunklen Höhle nochmal ein wenig beeindruckender…
Der Blick auf den Pazifik
Nach dem Mittagessen auf einem Turm mit Ausblick über den Wald und den Pazifik im Hintergrund machten wir uns am Nachmittag auf zu unserem zweiten Highlight des Tages: Schnorcheln im weißen Weichkorallenriff. Auf diesen Programmpunkt freuten sich die meisten besonders und wurden auch nicht enttäuscht. Nachdem wir die Ausrüstung ausgeliehen hatten ging es ins Meer. Unter uns tat sich schon nach einigen Metern eine neue Welt auf: Korallen, Seeigel und viele bunte Fische, wie Papagei- und Halfterfische. Alle Exkursionsteilnehmer*innen konnten kaum glauben, wie viel Glück wir hatten, ein solch seltenes und bedrohtes Ökosystem einmal mit eigenen Augen betrachen zu können.
Alles ok? – Alles ok!
Zum Abendessen besuchten wir wieder den Nightmarket (diesmal ohne Regen und Gewitter) und ließen danach den Abend mit Kartenspielen ausklingen. Was für ein schöner Tag!
Morgen früh werden wir Kenting schon wieder verlassen, um in Guang Fu auf der Ostseite der Insel die nächsten zwei Tage zu verbringen!
Heute morgen trafen wir uns früh um acht mit gepackten Taschen vorm Observatorium, wo wir die letzten zwei Nächte verbrachten. Wir hatten nämlich eine lange Fahrt nach Kenting, dem südlichsten Punkt der Insel, vor uns.
Bei den Bussen angekommen ging es dann wieder die Serpentinen herunter vom Berg. Auf dem Weg gen Süden kamen wir an den verschiedensten Plantagen vorbei: in den Bergen sahen wir zunächst wieder wie Tee angebaut wurde, später jedoch veränderte sich das Bild und wir sahen Mangos, Kokosnuss und Ananas links und rechts der Straße. Mit der Landschaft veränderte sich auch die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit und wir waren wieder einmal überrascht wie schwül es hier doch ist als wir die Autos verließen.
Nach einer Mittagspause in einem Restaurant, das hauptsächlich Spezialitäten aus dem Meer (Muschelsuppe, Tofu mit Austern und Glasnudeln mit Tintenfisch) anbot und 4 Stunden Autofahrt erreichten wir schließlich den Kenting Nationalpark. Hier verbringen wir die nächsten zwei Nächte, umgeben von Geckos, Affen, Hirschen und Spinnen.
Und schon wieder ist die Zeit wie im Flug vergangen. Bevor wir zum Nightmarket aufbrachen, gab es wieder eine kleine Theorieeinheit. Luisa stellte uns die Vegetation Taiwans vor und Swaantje berichtete über die Fahrradindustrie. Seerosen können hier so groß werden, dass Kinder auf den Blättern sitzen können! Ein anderes Format nutze Chris und überraschte uns mit einen selbstgeschnittenen Film über die Hydrologie Taiwans, was uns alle begeisterte. Hungrig stiegen wir danach in die Autos und begaben uns, wie auch viele Touristen, zum Nachtmarkt. Wieder einmal konnten wir ein spektakuläres Gewitter erleben, was hier aber in der Kürze eher eine angenehme Erfrischung war. Gut gestärkt und der ein oder andere mit einem Souvenir im Gepäck fuhren wir zur Unterkunft zurück.
Heute suchen die meisten etwas eher die Betten auf, da uns morgen ein unternehmensreicher Tag bevorsteht, über den wir aber noch nicht zu viel verraten wollen und selber gespannt sind, was wir erleben werden 🙂
Heute morgen schafften es einige von uns zum Bestaunen des Sonnenaufgangs schon um 5 Uhr früh aus den Federn. Aufgrund unserer privilegierten Schlafsituation auf dem Gipfel ging das direkt vor der Tür…
Professor Klemm zeigt uns die Grenzschicht
Um neun Uhr begann dann der Tag für alle mit einer Erkundung der Wetterstation vor Ort. Hier bot sich in der am Morgen noch klaren Luft ein hervorragender Blick auf die Grenzschicht unter uns und verschiedene Wolken. Mit einem Auge auf den sich schnell ändernden Werten in der Station ließ sich die Veränderung der Bedingungen mit der Sonneneinstrahlung gut beobachten. Die Wolken wuchsen rasch und hüllten (leider) auch unseren Gipfel in mal mehr und mal weniger dichten Nebel. Dieser Prozess lässt sich in dem von Moritz erstellten Zeitraffer sehr schön beobachten 😉
Wolkenzeitraffer von der Station aus
Nach einem kleinen Mittagessen hatten wir ein wenig Zeit zur freien Verfügung. Während Einige die Zeit nutzten, um sich auszuruhen und zu lesen (oder ihre Referate vorzubereiten), wollten Andere gern wandern und die Gegend erkunden. Im gemütlichen Tempo ging es erstmal zum „offiziellen“ Gipfel des Mt. Lulin (der fast genau auf Höhe der Station liegt). Hier lag noch alles in Wolken. Nach einem kurzen Check wie es der Gruppe mit der doch spürbaren Höhe ging, entschieden wir uns, noch etwas weiter zu gehen. Das hat sich gelohnt! Von einer fast baumfreien Wiese am Hang bot sich uns mit den zeitweise aufreissenden Wolken ein traumhafter Blick über die Nachbargipfel. Motiviert stiefelten wir weiter den Rundweg entlang, konnten nochmal ein Muntjak beobachten und ein bisschen Stärkung aus den Autos holen, bevor wir wieder den Berg zur astronomischen Station hochgelaufen sind.
Wandern macht Spaß
Verschnaufpause
Berge im Nebel
Gipfelstürmer
Nach einer kurzen Verschnaufspause ging es weiter im Programm. Alina stellte uns die Ökonomie Taiwans vor und Mara führte uns in das Bildungssystem ein. Das Highlight des Abends bot sich uns, als ein Forscher der Station uns sein Teleskop vorführte und uns seine beeindruckenden Fotos des Jupiters zeigte. In entspannter Atmosphäre erklärte uns Pia noch die verschiedenen Religionen die in Taiwans Bevölkerung vertreten sind. Gerade klingt der Tag in geselliger Runde mit landestypischen Snacks aus.
Johnny bei der Arbeit
Morgen steht uns nach dem Abstieg zu den Bussen eine lange Fahrt nach Kenting bevor, wo uns wieder heiße Temperaturen im Regenwald erwarten. Beim Blick auf die Temperaturen in Münster genießen wir auf jeden Fall unseren letzten Abend hier auf dem Mount Lulin bei angenehmen 15 Grad.
Nach dem Frühstück in Xitou haben wir uns auf den Weg in noch höhere Regionen zum Mt. Lulin gemacht. Da der Plan war, uns dort selbst zu verpflegen, gab es auf dem Weg erst einmal einen Stop im Supermarkt und am Obststand und es wurden reichlich Leckereien eingekauft. In gemütlichem Tempo ging es dann noch etwa zwei einhalb Stunden über Serpentinen und durch kleine Dörfer und Felder durch die Berge. Ständig begleitet von Steinschlagwarnungsschildern und Geröllen links und rechts der Straße gab es doch noch einen kleinen Schreck: im vorderen Auto war plötzlich ein lauter Knall zu hören, alle Mitfahrer erschraken und es wurde vermutet, dass ein Stein auf das Dach gefallen war. Leicht verängstigt wunderten wir uns jedoch um das Geräusch des Knalls, da es sich eher nach einem platzenden Luftballon anhörte. Nach näheren Untersuchungen über die Ursache des Knalls kam Erleichterung und Gelächter auf, denn es stellte sich heraus, dass er von einer Chipstüte stammte, die aufgrund des Druckunterschiedes geplatzt war.
An der Lulin Lodge angekommen, wartete eine Überraschung der anderen Art auf uns: die Lodge war von (selbstbezeichneten) „governmental people“ bereits unter Beschlag genommen und bis aufs letzte Bett belegt. Da war wohl trotz mehrfacher Nachfrage und Bestätigung per Email etwas schief gelaufen…
Das kleine Muntjak
Während Professor Klemm über Telefon versuchte, die Situation zu klären, haben wir Studis schon mal einen Teil unserer Einkäufe verzehrt und ein Muntjak beobachtet, das in der Nähe ganz entspannt am grasen war. Schon nach kurzer Zeit ging noch einer unserer „tierischen“ Hoffnungen in Erfüllung: ein Affe fand uns wohl spannend und kam uns bei der gegenseitigen Beobachtung recht nahe. Das war natürlich ein willkommenes Fotomotiv!
Jetzt reichts mit Fotos!
Etwa eine halbe Stunde später hatte sich auch das Missverständnis mit unseren Schlafplätzen geklärt. Statt in der Lodge standen nun oben am astronomischen Observatorium Betten für uns bereit. Also Rucksäcke umgepackt, Pferde gesattelt und hoch auf den Gipfel gewandert! Schneller als gedacht oben angekommen, war die Begeisterung bei allen spürbar. Da der Gipfel in der Wolke lag, wurden erst einmal keine größeren Wanderungen unternommen und stattdessen vor dem Abendessen das Referat von Clara über das Klima in Taiwan gehört. (Hier oben werden wir luxuriöser Weise bekocht. Also gibt es das eingekaufte Essen eben später…)
Auf dem Weg nach ganz oben
Nach dem leckeren Essen gab es noch zwei weitere Referate: eins von David über Luftverschmutzung in Taiwan und eines über die Sprachen der Insel von Mira. Nun sitzen wir in gemütlicher Runde noch im hauseigenen Wohnzimmer und genießen den Abend. Gleich geht es noch einmal raus, Sterne gucken. Mit etwas Glück lässt sich heute noch Jupiter am Himmel beobachten…
Nach dem vergleichsweise ruhigen Anreisetag gestern ging es heute von einem Programmpunkt zum nächsten. Gestärkt vom reichhaltigen Frühstücksbuffet mit vielen traditionell taiwanesischen Leckereien ging die Wanderung im Forschungs- und Erlebniswald pünktlich um 9 Uhr los. Der erste Stopp des Tages fand an einer Klimamessstation in der Nähe des Hotels statt. Dort sahen wir die Messgeräte, die die meisten von uns schon in Münster im Rahmen der Klimaübung selbst einmal aufgebaut haben, im Einsatz im subtropischen Gebirgswald.
Hier gab es eine kleine Theorieeinheit zu den Messmethoden, den Bedingungen vor Ort und ihren Ergebnissen und Daten von Prof. Klemm und dem ortskundigen Ranger Alan, der unter anderem auch die Station betreut. Danach ging es weiter hoch in den Wald. Beeindruckende Baumfarne und Epiphyten, sowie Zypressen und Bachläufe säumten links und rechts die Wege. Auch die Fauna beeindruckte alle Exkursionsteilnehmer*innen: riesige bunte Schmetterlinge, exotische Vögel und Eichhörnchen, die hier fast etwas zu zahm sind und neugierig die Touristen belagern. Nach einer etwa halbstündigen Wanderung erreichten wir den Höhepunkt der Wanderung, einen 40 Meter hohen Gerüstturm der für unterschiedliche Messungen der Uni Münster genutzt wird. Aktuell sind eine Doktorandin und zwei Studentinnen vor Ort und sammeln den Nebel, um ihn in auf seine Tropfengröße und chemische Zusammensetzung hin zu untersuchen.
Nun kam die Stunde der Wahrheit und fast alle Exkursionsteilnehmer*innen bestiegen nacheinander mutig den gerüstartigen Turm. Hier sahen wir sowohl die Kronenschicht der Bäume auf Augenhöhe und staunten 15 Meter höher über den atemberaubenden Ausblick auf die Berge und den subtropischen Wald. Noch beeindruckender wirkte die Landschaft durch den Nebel, welcher die Berge einhüllte.
Nachdem alle wieder sicher am Boden waren und ihr Lunchpaket verzehrt hatten, ging die Wanderung weiter und wir lernten etwas über den Muren- und Schlammlawinenschutz des Gebietes. Aufgrund der enormen Regenmassen passiert dies hier nicht allzu selten. Deshalb haben die Ranger vor Ort unterschiedliche Systeme installiert, um die umliegenden Wälder und eine weiter unten gelegene Jugendherberge zu schützen.
Klimastation in Xitou
Mutige Exkursionsteilnehmer
Höhenangst?
Ausblick über das Tal
Verwunschener Wald
Taiwanesische Teerunde
Ausklang des Abends auf Taiwanesisch
Als wir am Nachmittag zurück im Ort waren, organisierte Kerstin für uns eine Teezeremonie im Teeladen des Vertrauens. Dies war eine willkommene Pause für die Exkursionsteilnehmer*innen, da unser Rückweg von einem Regenschauer begleitet wurde. Verschiedene grüne und schwarze Teesorten der Region wurden traditionell aufgekocht und verköstigt. Auch ein besonderer Kaffee der Region wurde mit einer speziellen Methode, der Perkulation, zubereitet und durfte probiert werden. Das besondere Aroma traf auf Begeisterung.
Nach dieser Stärkung und nachdem sich alle mit Tee für Zuhause eingedeckt hatten, ging es in den Seminarraum. Hier hörten wir die Referate von Linda und Moritz. Passend zum Tag ging es um CO2-Aufnahme subtropischer Ökosysteme sowie um Nebel und Nebelforschung.
Direkt im Anschluss wurden wir zum Abendessen eingeladen. Es gab typische Taiwanesische Spezialitäten und die Gastfreundlichkeit und Warmherzigkeit unserer Gastgeber verstärkte wieder einmal unseren positiven Eindruck von den Leuten hier. Bei dem einen oder anderen Bier lernten sich alle noch einmal besser kennen und es wurde trotz der teilweise vorhandenen Sprachbarriere viel gemeinsam gelacht.
Morgen früh geht es wieder in die Busse, denn wir fahren zur Atmosphärenforschungsstation auf dem Mount Lulin. Hier werden wir die nächsten zwei Tage auf etwa 2600 Metern Höhe verbringen.