Von der Hauptstadt in die Berge

Nach dem Frühstück ging es heute samt Gepäck erstmal mit dem MRT (der Taiwanesischen U-Bahn) zum Haupteingang der National Taiwan University, der NTU. Dort wurden wir mit den ausgeliehenen Bussen abgeholt. Schon das war ein kleines Organisationskunststück: Parkplätze sind rar gesät in Taipeh, besonders für zwei Busse. Aber dank der Hilfe eines Taiwanesischen Professors der Uni haben wir die Sondererlaubnis bekommen, die Busse vor der Uni zu beladen. Da gab es dann auch nach dem Überreichen des Gastgeschenkes das erste Gruppenfoto des Tages.

Während der Autofahrt bekamen wir einen ersten Eindruck von der vielfältigen Landschaft des Taiwans. Die Stadt Taipeh selbst ist schon überraschend grün, dafür dass es sich dabei um eine Millionenstadt handelt. Je weiter man jedoch rausfährt, desto dichter werden die Wälder. Im Westen des Landes wechseln sich diese mit Großstädten und Industrie in der Landschaft ab. Zwischendurch hat man vom Highway aus sogar Ausblick auf das chinesische Meer im Hintergrund. Nach ca. 2 Stunden, einem typisch Taiwanesischen Mittagessen inklusive Huhn aus der Feuertonne und einem Kaffeestop ging es eine Serpentinenstraße hoch zu unserer zweiten Station der Exkursion: Xitou.

Dieser Ort liegt etwa in der Mitte der Berge, die sich von Norden nach Süden über die ganze Insel ziehen. Hier liegt auf etwa 1200 Metern ein von der NTU genutzter Forschungs- und Versuchswald, der auch als Naherholungsziel unter den Taiwanern beliebt ist. 1902 unter der japanischen Regierung etabliert, dient er heute noch der Forschung in verschiedenen ökologischen Bereichen. Aber auch Schulklassen erleben hier die Natur ihres Landes hautnah.

Da wir erst relativ spät angekommen sind (und es hier bereits um 19:00 Uhr dunkel ist) und es in Strömen geregnet hat, verlegten wir den ersten Waldspaziergang auf morgen. Stattdessen gab es die ersten zwei Referate: die Geologie Taiwans von Jan und die Geschichte des Landes von Philipp.

Wegen des späten und sehr reichlichen Mittagessens entschieden wir uns gegen ein richtiges Abendessen, und der Abend fand bei einem reich gedeckten Obsttisch mit lokalen Früchten wie Mango, Drachenfrucht und Papaya und Taiwanesischem Bier einen gemütlichen Ausklang. Dazu wurde von Kerstin noch eine Spezialität gereicht: handgepflückter und -gerollter Tee aus der Region.

Morgen früh schauen wir uns den 40 Meter hohen Messturm in Wald an. Hier wird die nächsten vier Wochen von einer Doktorandin, einer Master- sowie einer Bachelorstudentin der WWU Nebel gesammelt und erforscht.

Fahrrad- oder Schwimmtour?

Nachdem der Taifun glücklicherweise im Osten Taiwans vorbeigezogen ist und alle glücklich gelandet sind, startete die Exkursion heute offiziell mit einer Fahrradtour (wie es sich für waschechte Münsteraner*innen gehört). Nach dem die Fahrräder ausgeliehen und eingestellt waren ging es bei strahlendem Sonnenschein, gefühlten 35°C und 82% Luftfeuchte als erstes zum nahegelegenen Guangdu Tempel, welches der einzige Tempel ist, den wir auf dieser Exkursion als Gruppe besichtigen werden. Dafür ist er umso beeindruckender und einer der größten Tempel Taiwans. 1712 gebaut war der Tempel hauptsächlich der Gottheit Mazu gewidmet. Heute dient er der Anbetung verschiedenster lokaler und auch Buddhistischer Heiliger. Diese Anbetung wird hier auch gelebt. So wird an den verschiedensten Stellen im Gebäude gebetet, Räucherstäbchen angezündet und Papiergeld für die Verstorbenen verbrannt. Aus den oberen Stockwerken und dem Terassengarten hinter dem Hauptgebäude hatten wir einen tollen Blick auf die Stadt und die umgebenden Mangroven, die als Hochwasserschutzgebiete angelegt sind.

Zurück auf den Fahrrädern gab es schon kurze Zeit später den nächsten Halt in dem zuvor angesprochenen Hochwasserschutzgebiet und einen kleinen Theorieinput. Die Landschaft um Taipeh dient zu großen Teilen dem Hochwasserschutz. Neben den weltweit bedrohten Mangroven gibt es hier auch Deiche, um die bei einem Taifun oder Gewitter niedergehenden Wassermassen aus Taipeh aufzunehmen und abzuleiten. In dem bis zu drei Meter hohen Schilf wurden von der Uni Münster auch schon Messungen mit der Eddy-Kovarianz-Methode durchgeführt. Subtropische Sumpflandschaften wurden bisher nur wenig erforscht und die Münsteraner Forschung an den hiesigen Methanflüssen deutet darauf hin, dass sie eine bedeutende Rolle in der Debatte um den Klimawandel darstellen könnten. Der damals gebaute Messturm liegt heute jedoch brach…

Nach diesem Zwischenstopp ging es dann etwas weiter zu unserem eigentlich letzten Halt auf der Fahrradtour, einem Fährhafen mit kleinen Marktständen, die verschiedenste Leckereien, wie frittierten Tintenfisch am Stiel, anzubieten hatten. Schnell war jedoch klar: wir wollen noch weiter fahren! Also fuhren wir noch einmal ca. 6 km weiter zu einem zweiten Hafen.

Als wir uns auf den Rückweg Richtung Innenstadt begeben wollten, taten sich in der Ferne bereits mächtige Unwetterwolken auf und die Hochhäuser begannen im Regen zu verschwinden. Da die Fahrräder abends zurückgegeben werden mussten, gab es nur eine Möglichkeit: auf in den Regen! Jedoch war es einigen von uns etwas unangenehm weiterzufahren als die ersten Blitze über uns am Himmel zuckten. Daher stellten wir uns unter und warteten das Gewitter ab. Nachdem das Gewitter vorbei war, der Regen aber nicht nachlassen wollte, fuhren wir schließlich durch den strömenden Regen in Richtung Fahrradverleih. Als wäre der Regen von oben nicht genug gewesen, standen wir auf einmal knietief im Wasser, da sich der Farradweg an einigen Stellen in einen kleinen Fluss verwandelte. Da half nur noch schieben oder strampeln.

Gut gelaunt und pitschnass kamen wir letzendlich am Fahrradverleih an und als wir die Fahrräder wieder abgegeben hatten, ließ prompt natürlich auch der Regen nach. Mit der Metro ging es dann zurück zum Hostel und da durch den Regen die Temperaturen um ein Mü abkühlten fand der Abend einen gemütlichen und angenehmen Ausklang auf der Terrasse.

Morgen werden dann die Kleinbusse ausgeliehen und es geht weiter zum circa 3 Stunden entfernten Xitou!

Es kann losgehen!

Geimpft und mit reichlich Sonnen- und Mückenschutz im Gepäck geht es am Sonntag endlich los: Taiwan. „Wo liegt das genau nochmal?“, hat man oft zu hören bekommen. Die Republik China, wie es offiziell heißt, ist ein Inselstaat vor der Südostküste Chinas. Jedoch unterscheiden sich die beiden Länder mehr, als es der Name zunächst vermuten lässt. Natürlich ist der Einfluss des großen Nachbarn deutlich spürbar, nicht zuletzt, weil die meisten Menschen in Taiwan Nachfahren von Einwanderern vom chinesischen Festland sind. Jedoch hat das Land in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das „Taiwan-Wunder“ erlebt und eine ganz andere Entwicklung als sein Nachbar gemacht. So haben wir es uns zumindest sagen lassen. 

Wir – das ist eine Gruppe von 16 Studierenden der Geographie und Landschaftsökologie aus den verschiedensten Semestern der Uni Münster. Unter der Leitung von Prof. Dr. Otto Klemm, der zum dritten Mal eine Exkursion nach Taiwan anbietet, aber selbst schon unzählige Male zuvor dort war, begeben wir uns nun auf eine Rundreise. Nachdem wir alle die Anreise alleine oder in kleinen Gruppen antreten oder bereits angetreten haben geht es ab Sonntag dann von der Millionenmetropole Taipeh im Norden aus mit Kleinbussen bis zum Kenting Nationalpark, der den südlichsten Punkt darstellt. 

Der Schwerpunkt wird auf verschiedenen klimatologischen Themen liegen, allerdings wird das Kennenlernen der Kultur und der Landschaft und Menschen nicht zu kurz kommen. In den zwölf Tagen unserer Reise werden wir unter anderem Atmosphärenforschung am Mt. Lulin auf fast 3000 m ü.NN kennenlernen und uns auf den beeindruckenden Shakadaang-Trail im Taroko Nationalpark begeben. Eine Schnorcheltour im malerischen Süden der Insel darf natürlich auch nicht fehlen, vorausgesetzt das Wetter spielt mit.

Was das Wetter angeht, sind tagsüber schwüle 34 °C zu erwarten und ein tropischer Sturm hat sich auch schon für diesen Donnerstag angekündigt, den wir mit der Exkursion voraussichtlich knapp verpassen werden. Es wird auf jeden Fall spannend!

Vorausgesagter Verlauf des Taifuns, Quelle: https://www.cwb.gov.tw/, bearbeitet